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BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84 |
Volltextveröffentlichungen (2)
- Wolters Kluwer
Erfordernis der fristgerechten Begründung einer Revision - Einfluss der Revision unter Übergehung der Berufungsinstanz auf den Lauf der Revisionseinlegungsfrist und der Begründungsfrist - Begriff des Verschuldens im Rahmen eines Wiedereinsetzungsantrages im Fall der ...
- juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
Verfahrensgang
- VG Braunschweig, 01.09.1983 - 4 VG A 490/81
- BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84
Wird zitiert von ... (5) Neu Zitiert selbst (7)
- BVerwG, 12.01.1970 - VI C 47.69
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der …
Auszug aus BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84
Der Beschluß des Verwaltungsgerichts gemäß § 134 Abs. 1 Satz 1 VwGO, die Revision unter Übergehung der Berufungsinstanz zuzulassen, hat nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts auf den Lauf der Revisionseinlegungs- und der Begründungsfrist keinen Einfluß (vgl. Beschlüsse vom 12. Januar 1970 - BVerwG VI C 47.69 - Buchholz 310 § 58 VwGO Nr. 19 S. 4 [6] = MDR 1970, 531 = DÖD 1970, 97 = BayVBl. 1971, 160 = RiA 1970, 100 = NDBZ 1970, 76 und vom 14. September 1978 - BVerwG 6 C 69.78 - Buchholz 310 § 58 VwGO Nr. 38 S. 17 [18] = VerwRspr.Die beantragte Wiedereinsetzung in den vorigen Stand kann den Klägern gemäß § 60 VwGO nicht gewährt werden, weil ihre Prozeßbevollmächtigten - wie sich aus der Begründung ihres Wiedereinsetzungsgesuches ergibt - die Frist für die Begründung der Revision nicht ohne ihr Verschulden versäumt haben und die Kläger sich dieses Verschulden nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zurechnen lassen müssen (vgl. u.a. Beschluß vom 12. Januar 1970, a.a.O.).
Selbst wenn der die Sache bearbeitende Prozeßbevollmächtigte der Kläger sich über die Verfahrensrechtslage zunächst nur anhand der Kommentare zur Verwaltungsgerichtsordnung informiert hätte, von denen Eyermann/Fröhler (VwGO, 8. Aufl. 1980, § 134 RdNr. 5) und Schunck/de Clerck (VwGO, 3. Aufl. 1977, § 134 Anm. 3 d) die Rechtsauffassung des Bundesverwaltungsgerichts teilen, während Redeker/von Oertzen (VwGO, 7. Aufl. 1981, § 134 RdNr. 5) und Kopp (VwGO, 5. Aufl. 1981, § 134 RdNr. 6) einen gegenteiligen Standpunkt einnehmen, wäre er bei Eyermann/Fröhler auf den Hinweis auf den Beschluß des Bundesverwaltungsgerichts vom 12. Januar 1970 mit der Angabe der Fundstelle "BayVBl. 71, 160" gestoßen.
Da die Revision unter Übergehung der Berufungsinstanz rechtzeitig eingelegt und ordnungsgemäß zugelassen worden ist, kommt eine Verweisung der Sache an das Berufungsgericht nicht in Betracht (vgl. Beschluß vom 12. Januar 1970, a.a.O.).
- BVerwG, 14.09.1978 - 6 C 69.78
Rechtsmittelbelehrung - Verwaltungsgerichtliches Urteil - Sprungrevision - …
Auszug aus BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84
Der Beschluß des Verwaltungsgerichts gemäß § 134 Abs. 1 Satz 1 VwGO, die Revision unter Übergehung der Berufungsinstanz zuzulassen, hat nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts auf den Lauf der Revisionseinlegungs- und der Begründungsfrist keinen Einfluß (vgl. Beschlüsse vom 12. Januar 1970 - BVerwG VI C 47.69 - Buchholz 310 § 58 VwGO Nr. 19 S. 4 [6] = MDR 1970, 531 = DÖD 1970, 97 = BayVBl. 1971, 160 = RiA 1970, 100 = NDBZ 1970, 76 und vom 14. September 1978 - BVerwG 6 C 69.78 - Buchholz 310 § 58 VwGO Nr. 38 S. 17 [18] = VerwRspr.30, 506 = ZBR 1979, 146).
Einer Belehrung über Form und Frist der Sprungrevision bedurfte es in dem Urteil des Verwaltungsgerichts nicht, um die Revisionseinlegungs- und Begründungsfrist in Lauf zu setzen, weil das Rechtsmittel nicht bereits in dem Urteil zugelassen worden ist (vgl. den Beschluß vom 14. September 1978, a.a.O.).
Die hier einschlägigen Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts zum Beginn der Revisisonsbegründungsfrist bei einer Revision unter Übergehung der Berufungsinstanz (Beschlüsse vom 12. Januar 1970 und 14. September 1978, a.a.O.) waren in dem "Sammel- und Nachschlageiverk der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts" (Buchholz) sowie in den genannten Fachzeitschriften ohne weiteres auffindbar.
- BGH, 26.11.1980 - IVb ZR 592/80
Versäumung - Rechtsmittelfrist - Verschulden - Prozeßbevollmächtigter - …
Auszug aus BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84
Etwas anderes mag gelten, wenn es sich um eine in der höchstrichterlichen Rechtsprechung noch nicht geklärte "rechtliche Zweifelsfrage" handelt, bei der der Rechtsanwalt "bessere Einsichten in die Rechtslage... von weiteren eigenen Nachforschungen nicht zu erwarten" braucht (vgl. BGH, Beschluß vom 26. November 1980 - IV b ZR 592/80 - NJW 1981, 576 [577]).Insoweit sind an einen Rechtsanwalt strenge Anforderungen zu stellen, da nur unter dieser Voraussetzung der in § 67 Abs. 1 VwGO angeordnete Anwaltszwang im Revisionsverfahren seinen Zweck erfüllt (vgl. auch BGH, Beschluß vom 26. November 1980, a.a.O. m.weit.Nachw.).
- BGH, 25.06.1974 - VI ZR 18/73
Rechtsanwalt - Haftung - Hinweisbeachtung - Unhaltbarkeit
Auszug aus BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84
Ein Rechtsanwalt darf nicht in einer sein Verschulden ausschließenden Weise darauf vertrauen, die ihm auf einen Telefonanruf erteilte Rechtsauskunft eines Vorsitzenden Richters erster Instanz über die verfahrensrechtlichen Besonderheiten der Sprungrevision sei zutreffend, wenn die ihm fernmündlich mitgeteilte Rechtsauffassung ohne weiteres erkennbar von der veröffentlichten Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts abweicht (vgl. auch BGH, Urteil vom 25. Juni 1974 - VI ZR 18/73 - LM 1974 § 675 BGB Nr. 50 Bl. 1 [3]). - BVerwG, 09.10.1970 - III B 73.70
Gewährung von Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der …
Auszug aus BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84
Denn zu den selbstverständlichen Sorgfaltspflichten des Rechtsanwalts gehört, daß er sich mit der einschlägigen höchstrichterlichen Rechtsprechung vertraut macht (vgl. Beschluß vom 9. Oktober 1970 - BVerwG III B 73.70 - Buchholz 310 § 60 VwGO Nr. 59 S. 36 [37]). - BAG, 05.09.1974 - 2 AZB 32/74
Rechtsmittelbelehrung - Inhalt - Form - Anforderungen - Prozeßbevollmächtigter - …
Auszug aus BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84
Die ihm obliegende eigenverantwortliche Klärung der Verfahrensrechtslage darf der Anwalt nicht einem in seiner Kanzlei tätigen Referendar, der nicht zu seinem Vertreter bestellt worden ist (vgl. § 53 Abs. 4 Satz 2 BRAO), überlassen (vgl. auch BAG, Beschluß vom 5. September 1974 - 2 AZB 32/74 - NJW 1974, 2256). - BVerwG, 09.09.1968 - III C 207.67
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der …
Auszug aus BVerwG, 26.03.1984 - 8 C 36.84
Ein nicht ständig mit Revisionen an das Bundesverwaltungsgericht befaßter Rechtsanwalt muß selbst prüfen, innerhalb welcher Frist die nach dem Auftrag der Partei von ihm einzulegende Revision zu begründen ist (vgl. u.a. Beschluß vom 9. September 1968 - BVerwG III C 207.67 - Buchholz 310 § 60 VwGO Nr. 49 S. 14 [15]).
- BVerwG, 10.12.1991 - 5 B 125.91
Beschwerdebegründungsfrist - Büropersonal
Dies gilt nicht nur für die von den Regelungen der Zivilprozeßordnung abweichende Revisionsbegründungsfrist nach § 139 VwGO in der bis Ende 1990 geltenden Fassung (vgl. BVerwG, Beschlüsse vom 9. September 1968 - BVerwG 3 C 207.67 -, vom 5. März 1982 - BVerwG 8 C 159.81 - und vom 26. März 1984 - BVerwG 8 C 36.84 -), sondern auch für die seit Anfang 1991 geltende, ebenso wie die Revisionsbegründungsfrist (§ 13 a Abs. 3 Satz 1 Halbsatz 1 VwGO n.F.) zu berechnende Beschwerdebegründungsfrist nach § 133 Abs. 3 VwGO. - BVerwG, 31.05.1990 - 2 C 5.89
Revisionsbegründungsfrist bei zugelassener Sprungsrevision
Der Beschluß des Verwaltungsgerichts gemäß § 134 Abs. 1 Satz 1 VwGO, die Revision unter Übergehung der Berufungsinstanz zuzulassen, hat nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts auf den Lauf der Revisionsbegründungsfrist keinen Einfluß (Beschlüsse vom 12. Januar 1970 - BVerwG 6 C 47.69 - , vom 14. September 1978 - BVerwG 6 C 69.78 - und vom 26. März 1984 - BVerwG 8 C 36.84 - ). - BVerwG, 14.01.1992 - 9 C 47.91
Versäumung der Revisionsbegründungsfrist - Antrag auf Wiedereinsetzung in den …
Zu diesen Fristen gehört jedoch im allgemeinen nicht die im Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht zu beachtende Rechtsmittelbegründungsfrist (BVerwG, Beschlüsse vom 30. März 1978 - BVerwG 5 C 21.77 - Buchholz 310 § 60 VwGO Nr. 101, vom 5. März 1982 - BVerwG 8 C 159.81 - Buchholz 310 § 60 VwGO Nr. 122 und vom 26. März 1984 - BVerwG 8 C 36.84 - Buchholz § 60 VwGO Nr. 138). - BVerwG, 12.03.1993 - 7 B 124.92
Verspätet begründete Nichtzulassungsbeschwerde - Berechnung einfacher und …
Zu diesen Fristen gehört jedoch, wie das Bundesverwaltungsgericht bereits in seinem Beschluß vom 10. Dezember 1991 - BVerwG 5 B 125.91 - (Buchholz 310 § 60 VwGO Nr. 174) im Anschluß an frühere Entscheidungen zur Revisionsbegründungsfrist nach § 139 VwGO (Beschlüsse vom 9. September 1968 - BVerwG 3 C 207.67 -, vom 30. März 1978 - BVerwG 5 C 21.77 -, vom 5. März 1982 - BVerwG 8 C 159.81 - und vom 26. März 1984 - BVerwG 8 C 36.84 - Buchholz 310 § 60 VwGO Nrn. 49, 101, 122 und 138) ausgeführt hat, nicht ohne weiteres die Frist für die Begründung einer Nichtzulassungsbeschwerde nach § 133 Abs. 3 Satz 1 VwGO. - VGH Bayern, 13.04.2015 - 3 ZB 15.459
Unzulässiger Berufungszulassungsantrag
Die ihm obliegende eigenverantwortliche Klärung der Verfahrensrechtslage darf er aus diesem Grund nicht einem in seiner Kanzlei tätigen Rechtsreferendar, einem dort angestellten Rechtsanwalt oder einem sonstigen juristischen Mitarbeiter übertragen, ohne diesen anzuleiten oder zu überwachen (vgl. BVerwG, B.v. 26.3.1984 - 8 C 36/84; BGH, B.v. 22.9.1975 - II ZB 5/75; B.v. 30.3.1993 - X ZB 2/93; BAG, B.v. 5.9.1974 - 2 AZB 32/74 - jeweils juris).